Im Bereich des (Un)Möglichen
Auf dem MSD-Symposium Storytelling/Transdisziplinär durfte ich einen Vortrag über's Storytelling im Design in Bezug zur Politik halten.
Denn das Design von Räumen, Kommunikation und Produkten besitzt an sich eine spekulative Dimension: Jeder Entwurf macht einen Vorschlag für die Neugestaltung eines bestimmten Zwecks und eine bessere Zukunft. Doch noch lange vor jedem narrative Turn wussten Gestaltende, diese Designs einer besseren Zukunft mit einer Geschichte zu verknüpfen. Insbesondere dann, wenn diese Zukunft mit der Vision einer gerechteren Welt verknüpft war. William Morris, eine der Hauptfiguren der Arts & Crafts Bewegung in England, die durch das handwerkliche Design von Möbeln und Produkten eine gerechtere Welt gestalten wollte, entschied sich ganz bewusst für den Weg der Narration, um von einem besseren, sozialistischen England zu träumen. In seinen News from Nowhere von 1890 verbindet er sozialistische Ideal und Science Fiction mit dem ganz konkreten Design und der Designproduktion einer von ihm erdachten, zukünftigen Gesellschaft. Anstelle von politischer Agitation oder akademischen Diskurs wählt er das Medium des Romans, um seinen gestalterischen Vorstellungen Ausdruck zu verleihen und beginnt damit unwissend eine Tradition, die sich durch die Designdisziplin zieht. In meinem Vortrag zeichne ich die historische Linie dieser Tradition durch das Design nach, um sie kritisch zu hinterfragen: Warum wählten die Gestaltenden die narrative Fiktion einer Zukunft, um auf die politische Dimension ihres Designs hinzuweisen? Inwiefern spielen sowohl utopische als auch dystopische Elemente hierbei eine Rolle? Und eignet sich das Storytelling überhaupt, um eine radikale Politik, nicht nur durch Design, zu verfolgen?